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Widerstand

  • Autorenbild: Felicia Graubner
    Felicia Graubner
  • 11. Jan. 2022
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Nov. 2023




Eine motivierende Parabel an all die tollen Klima- und Umweltaktivisti da draußen!!




Der Wind pfeift über die leere Fläche. Grau-braune, vertrocknete Erde soweit das Auge reicht. Die Luft ist trocken, klinisch. Kein Duft, kein Geruch in der Luft. Keine Vögel und keine Wolken im Himmel. Kein Leben weit und breit, nur Stille.


Oder doch, ganz weit weg ein kleiner blauer Punkt. Ein zierlicher Strauch Vergissmeinnicht stört das eintönige Bild. Die azurblauen Blüten sind in die Höhe gestreckt, die Stängel aufrecht und gerade. So klein, doch weit und breit der höchste Punkt.


Ihre Anwesenheit erzählt von kräftigen Stämmen, weit verzweigten Ästen und grün leuchtenden Blättern in einer leichten Brise. Sie spricht von herumhuschenden Rehen, herumtollenden Hasen und friedlichen Spaziergängern. Die Luft war voller flatternder Vögel, bunter Schmetterlinge und summender Insekten. Man hört das Rascheln von Füßen, Pfoten und Hufen im dichten, modrigen Laub.


All ihre Freunde und Mitbewohner:innen hat das Vergissmeinnicht verloren. Kurz war es sehr laut gewesen und dann ewig totenstill. Statt Vielfalt herrscht nun Leere, statt der Farben kam das Grau, statt dem lebendigen Rauschen eine erdrückende Stille. Statt dem Leben, der Tod. Aber die kleine, blaue Blume steht noch.


Sie ist eine Kämpferin. Da fiel der Baum auf sie, doch der schmächtige Fels und ein leichter Lichtstrahl halfen ihr, ihren Weg zu finden. Da wollte man sie und all ihre Schwestern herausreisen, doch die lockere Erde half ihr, sich zu verstecken. Da lag die Pflanze lange im Dunkeln, doch sie harrte aus, bis der Wind sie wieder befreite. Es brannte die Sonne tagelang auf sie hinab, doch sie streckte ihre Wurzeln soweit sie konnte und schließlich kam der Regen. Und die kleine, blaue Blume steht noch.


Ein unscheinbarer Käfer kommt vorbei. Er durchbricht die Einsamkeit, das Vergissmeinnicht wird eingehend betrachtet. Kurz berührt der Käfer ein Blatt der Blume. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung?


Auf einmal zerreißt die Stille. Die Erde wird erschüttert, am Stand des Vergissmeinnichts gerüttelt. Der Lärm ist ohrenbetäubend und man kann ihm nicht entfliehen. Die Räder drehen sich, die Maschinen arbeiten, die Zähne greifen ineinander. Der Bagger trägt die Erde ab, Zentimeter für Zentimeter. Langsam, aber unaufhaltsam schiebt er sich auf das Vergissmeinnicht zu. Er wird es herausreißen, wegwerfen, plattwalzen. Das wird es nicht überleben. Wer kann ihm jetzt noch helfen? Der Käfer? Wohl nicht. Die kleine Pflanze ist einsam, schwach und hilflos. Aber als der Bagger vor ihr steht, senkt sie ihr Köpfchen nicht, sondern reckt es weiter stolz in den Himmel. Die feinen Wurzeln sind immer noch fest im Boden verankert.



Und dann, ganz unverhofft kommen die Wissenschaftler. Der Bagger muss gehen. Und wer hat sie gerettet? Der Käfer.


Die kleine, blaue Blume steht immer noch.


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© 2019 by Felicia Graubner

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