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Studieren in Krisenzeiten

  • Autorenbild: Felicia Graubner
    Felicia Graubner
  • 9. Dez. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Nov. 2023


„Früher war alles besser!“ – So einfach ist das leider nicht, aber eines ist sicher: Gerade haben Studierende mit einem enormen Haufen Probleme zu kämpfen und es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil: Klimakrise, Inflation, Mietpreisexplosion und so weiter haben etwas gemeinsam: Diese Entwicklungen werden schlimmer, je weiter sie voranschreiten. Trotzdem werden Studierende in den politischen Debatten häufig vergessen. Warum ist das so fatal?


leerer Hörsaal wegen Krisen

Die Belange von Studierenden werden häufig beiseitegeschoben, mit dem Argument ihrer privilegierten Stellung. Der große Fehler: Studieren ist aktuell zwar immer noch ein Privileg in dem stark von Chancenungleichheit geprägten Deutschland. Aber erstens ändert sich das nicht, indem die Hindernisse auf dem Weg zu einem erfolgreichen Studium ignoriert werden. Zweitens leben trotzdem noch ein Drittel der Studis unter der Armutsgrenze. Das lädt definitiv nicht zu einem Studium ein! Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Folgen der multiplen Krise für Studis abzufedern:


1) Wohnraum: Während die Mieten steigen, wird der Wohnraum knapper. In Freiburg bekommen viele Studierende keine bezahlbare WG mehr in der Stadt. Stattdessen wohnen sie im Umland und müssen jeden Tag im Zug nach Freiburg zu Uni fahren. Der dadurch entstandene Mangel an Flexibilität erzeugt eine starke Einschränkung der Qualität des Studi-Lebens. Abends kann man unter der Woche nicht spontan noch länger in der Stadt bleiben, sondern darf den letzten Zug nach Hause nicht verpassen. Zu dem entstandenen Zeitverlust durch den langen Heimweg kommen außerdem noch die anfallenden Fahrtkosten. Die Wohnsituation ist also für viele Menschen aktuell noch eine weitere psychische Belastung in eh schon schweren Zeiten.

Lösungen wären zum Beispiel eine Mietpreisbremse oder ein Mietpreismoratorium. Das würde dem Trend entgegenwirken, dass viele Immobilienbesitzer:innen inzwischen erhöhen, ohne dass es durch steigende Preise begründet werden kann. Da alles gerade teurer wird, kann man ja auch mal die Mietpreise stark erhöhen. Das sind die Mieter:innen ja schon gewöhnt. Außerdem muss die Anzahl an Wohnheimplätzen für Studierende wachsen, da auch die Zahl der Studierenden steigt. So sind in den letzten Jahren 52 % mehr Studierendenplätze geschaffen worden, aber nur 6% mehr Wohnangebote. Kein Wunder, dass der Kampf um Wohnheimplätze langsam eskaliert. Hoffnung macht das Bundesprogramm zur Förderung von jungem Wohnen. Hierfür stellt der Bund den Ländern umfangreiche Finanzhilfen zur Verfügung: in den Jahren von 2022 bis 2026 die Rekordsumme von 14,5 Milliarden Euro. Erstmals wird ein Teil der Fördermittel explizit für den Bereich "Junges Wohnen" zur Verfügung stehen.


Wohnraum

2) Heizkosten: Die Universitäten kriegen jetzt ein Sparprogramm auferlegt, um Heizkosten zu sparen. Einige ziehen daraus den Schluss, wieder auf online-Lehre umzusteigen und Uni-Bibliotheken zu schließen. Das heißt allerdings nichts anderes als dass die Kosten jetzt an die jungen Menschen weitergegeben werden – zusätzlich zu der sozialen Isolation, die wieder auf uns zukommt. Außerdem ist es nicht ökologischer, wenn jeder Haushalt einzeln heizt statt größere Uni-Räume, wo sich umgerechnet mehr Menschen auf weniger Raum aufhalten.


3) Mentale Gesundheit: Durch die Corona-Krise wurden die therapeutischen Beratungsangebote der Studierendenwerke überrannt. In einigen Bundesländern sind Wartezeiten von mehreren Monaten entstanden. Auch wenn viele Studierendenwerke mit Aufstockungen des Personals reagiert haben, ist die Situation nicht entschärft. Furcht vor der Klimakrise, Existenzängste durch steigende Armut, die Bedrohung durch den Ukraine-Krieg. All das führt zu einem Gefühl der Überforderung, hinter jeder Ecke scheint sich das nächste Problem zu verstecken. Während Studierendenwerke, die auch von den steigenden Kosten betroffen sind, jetzt anfangen Beratungspersonal abzubauen, gibt es außerhalb der Programme explizit für Studis nur wenig Alternativen. Auch generell gibt es in Deutschland viel zu wenig Angebote für psychisch kranke Personen! Deswegen darf jetzt nicht bei den Beratungsangeboten für mentale Gesundheit der Studierenden gespart werden.



4) BAföG: Durch Inflation und steigende Energiekosten ist das Leben von Studierenden immer teurer geworden. Der BAföG-Satz ist im Vergleich dazu nicht an die aktuellen Lebenskosten angepasst. Er erfordert generell viele Veränderungen, wenn nicht eine komplette Reform. Ein Punkt darin ist auch die Bindung an die Regelstudienzeit – die eigentlich eher „Außer-Regel-Studienzeit“ genannt werden sollte, da in der Regel nur wenige Studierende auch wirklich in dieser Zeit fertig werden. Ganz besonders, wenn es an Geld mangelt und man nebenher noch arbeiten muss, weil das BAföG nicht reicht!


Aber wir dürfen uns damit nicht zufriedengeben! Erfolgsversprechend ist zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Studierendenwerken. Sie bekommen die Probleme der Studis mit und wissen, was ihnen fehlt, um ihnen entgegenzuwirken. Außerdem müssen wir auf Landesebene Druck machen, damit von den 14,4 Milliarden Euro auch wirklich genügend bei uns ankommt!




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